Esther Bejarano - Erinnerungen
Laika in der Galerie der abseitigen Künste
216 Seiten + DVD (Konzertmitschnitt und Interviews)
Erste Auflage September 2013, Laika Verlag
»Ich habe viel Glück in meinem Leben gehabt, ein ganz großes Glück, ein unheimliches Glück.«
Dies sagt eine Frau von sich, deren Eltern und Schwester von den Nationalsozialisten umgebracht wurden; die selbst die unfassliche Grausamkeit des Vernichtungslagers Auschwitz er- und überlebt hat: Esther Bejarano.
In ihren Erinnerungen erzählt sie in ihrer einfachen Sprache, die das Ungeheuerliche umso eindringlicher hervorruft, von der Shoah, von großem Leid und Verlust. Doch enden die Aufzeichnungen hier nicht: Wahrnehmbar wird auch Esther Bejaranos Kraft, die es ihr ermöglichte, nach diesen Erfahrungen weiterzuleben.
Seit mehr als dreißig Jahren ist sie eine Kämpferin gegen das Vergessen, die ihre Geschichte an Schulen erzählt und mit ihrer Musik gegen jede Art von Intoleranz angeht.
Esther Bejarano und Peggy Parnass hören das Lied »Du hast Glück bei den Frau’n Bel Ami« und singen mit
Die Aufzeichnungen werden ergänzt durch ein Gespräch Esther Bejaranos mit der italienischen Journalistin Antonella Romeo, mit einem Grußwort der Hamburger Kultursenatorin Barbara Kisseler und einem Nachwort des italienischen Historikers Bruno Maida sowie einer freundschaftlichen Anmerkung der Journalistin und Schauspielerin Peggy Parnass. Die beigefügte DVD zeigt ein Interview mit Esther Bejarano und Ausschnitte eines gemeinsamen Konzerts mit der Rap-Band Microphone Mafia (Regie: Elena Valsania).
Über die Autorinnen
Esther Bejarano wurde am 15. Dezember 1924 in Saarlouis als Esther Loewy geboren. Die Tochter eines Oberkantors verschiedener jüdischer Gemeinden war ab 1941 im Zwangsarbeitslager Neuendorf bei Fürstenwalde/Spree interniert und wurde am 20. April 1943 mit allen anderen Insassen des Arbeitslagers und mehr als 1000 weiteren Menschen nach Auschwitz deportiert. Sie überlebte Auschwitz als Musikerin im weiblichen Häftlingsorchester, dem sogenannten »Mädchenorchester von Auschwitz«. Von Auschwitz nach Ravensbrück verbracht, konnte sie auf einem der folgenden Todesmärsche entfliehen. Esther Bejarano ist seit Jahrzehnten im Kampf gegen Alt-Nazis und Rechtsradikalismus aktiv, in öffentlichen Reden, Stellungnahmen, Schulbesuchen und als Mitglied verschiedener Musikgruppen, derzeit mit der antifaschistischen und antirassistischen Rap-Band Microphone Mafia. Esther Bejarano lebt in Hamburg. Sie wurde inzwischen mit zahlreichen Ehrungen bedacht.
Antonella Romeo wurde 1962 in Turin geboren. Sie ist freie Journalistin und Autorin und hat 17 Jahre in Hamburg gelebt, wo sie unter anderem für Die Zeit und für Radio Colonia (WDR) gearbeitet hat. Von ihr ist das Buch La deutsche Vita erschienen (Hoffmann und Campe, 2004). Sie lebt seit 2007 wieder in Italien.
Buchinhalt
Esther Bejarano ist eine wahrhaft außergewöhnliche Frau, die, nachdem sie lange Zeit geschwiegen hatte, seit mehr als dreißig Jahren gegen das Vergessen ankämpft: Sie, die Auschwitz überlebt hat, hält Vorträge an Schulen, gibt Konzerte, auf denen sie leidenschaftlich für Toleranz und gegen jede Art von Antisemitismus, Rassismus, Neonazismus und Ausgrenzung eintritt und ist Vorsitzende des Auschwitz-Komitees Deutschland.
In diesem Buch sind ihre Erinnerungen versammelt: Sie erzählt über ihre Kindheit im Nationalsozialismus, von der Shoah, den Konzentrationslagern Auschwitz und Ravensbrück, von ihrer Zeit als Akkordeonistin im Mädchen-Orchester von Auschwitz – und sie erzählt von der Befreiung, vom Neuanfang in Israel. Hier lernt sie ihren Mann kennen, gründet eine Familie, macht unter schwierigen Bedingungen eine Ausbildung zur Sängerin und arbeitet als Musiklehrerin; sie schreibt über die Rückkehr nach Deutschland und darüber, wie sie sehr langsam ankommt im Land der Täter, in Hamburg heimisch wird und innige Freundschaften schließt. Esther Bejaranos unermüdliches Eintreten gegen das Vergessen ist so vielfältig; das Musizieren gemeinsam mit anderen nimmt dabei eine besondere Rolle ein. Es ist Zeugnis ihrer tiefen Lebendigkeit, die sie trotz ihrer schrecklichen Erfahrungen nicht verloren hat.