Why frets?
Diese Publikation kombiniert ein kunstvoll gestaltetes Buch (Design: Martin Stiehl) und einen USB-Stick mit hochwertigen audiovisuellen Aufnahmen der drei Teile des Transmedia-Projekts »Why Frets?«. Das Buch bietet eine Einführung in das Projekt als Ganzes, erweitert es aber auch um Artikel aus der Vergangenheit und der Zukunft (mitverfasst von Marko Ciciliani und Nicolas Trépanier), sowie einen Link zu Online-Inhalten.
Kartondesign
64 Seiten, inkl. USB-Stick
»Im Jahr 1833 erfand die britische Berufsweberin und Amateuringenieurin Sieglinde Stern den ersten elektromagnetischen Tonabnehmer und damit das erste elektrisch verstärkte Saiteninstrument. Hundert Jahre später ermöglichte diese Erfindung die Herstellung der ersten elektrischen Gitarre, die zu einem der beliebtesten und meistgespielten Instrumente in der Geschichte der westlichen Musik wurde. Doch weitere 100 Jahre später spielt niemand mehr dieses Instrument! Was führte zum Aufstieg und Fall der E-Gitarre? Was ist das Wesen dieses Instruments, das seinen verdrängten Ursprung im Handwerk des Webens hatte und während seines Niedergangs wieder zum Webstuhl mutierte? Und wer war seine Erfinderin Sieglinde Stern, die aus der Geschichte ausgelöscht wurde und erst als Ziggy Stardust von Davis Bowie wieder aufersteht?«
Why Frets? von Marko Ciciliani ist eine Serie von drei Werken - eine Multimedia-Performance, ein Performance-Vortrag und eine Installation - die verschiedene Aspekte dieser fiktiven Geschichte der elektrischen Gitarre aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten. Die Geschichte basiert auf spekulativer Fabulation - einer bewussten Neuerfindung der Vergangenheit.
Anstatt die Idee zu verfolgen, etwas Neues als Zukunftsvision zu erschaffen, geht die spekulative Fabulierung und das Umschreiben der Geschichte von einer Untersuchung der Bedingungen aus, wie Gesellschaft und Kultur zu ihrem gegenwärtigen Zustand gelangt sind. Als künstlerische Praxis der "arrière-art" - im Gegensatz zur "avant-art" - bietet das Umschreiben der Vergangenheit eine Methode, sich vorzustellen, wie die gegenwärtige Gesellschaft alternativ aussehen könnte, und so eine Vision der Zukunft zu schaffen. Oder wie Donna Haraway es ausdrückte: »Die offene Zukunft ruht auf einer neuen Vergangenheit« (1978).
Auf diese Weise ergänzen die drei Einzelwerke Why Frets? - Requiem for the Electric Guitar, Why Frets? - Downtown 1983 und Why Frets? - Tombstone - einander im Sinne einer transmedialen Erzählung. Jedes der einzelnen Werke ist ein in sich geschlossenes Werk, aber in ihrer Gesamtheit werfen die drei Kunstwerke unterschiedliche Schlaglichter auf die E-Gitarre und konzentrieren sich auf Aspekte wie technokulturelle Entwicklungen, Einschreibungen von Geschlecht oder soziale Werte.
Über den Autor
Marko Ciciliani ist Komponist, Intermedialer-Künstler und Performer. Der Schwerpunkt seiner künstlerischen Arbeit liegt in der Komposition von performativer elektronischer Musik, meist in audiovisuellen Kontexten. Interaktives Video, Lichtdesign und Lasergrafik spielen in seinen Kompositionen ebenso oft eine Rolle, wie die Gestaltung virtueller 3D Räume, oder die Verwendung von ergodischem oder transmedialem Storytellings.
Cicilianis Musik wurde in mehr als fünfundvierzig Ländern Eurasiens, Ozeaniens und Amerikas aufgeführt. Sein Werk wurde auf fünf CDs und vier Multimedia-Büchern mit transdisziplinären und audiovisuellen Werken veröffentlicht. Als Folge seiner interdisziplinären Praxis ist seine Arbeit in verschiedenen Genres zu finden. Sie wurde auf Festivals und Konzertreihen für elektronische experimentelle Musik präsentiert, wie ZKM, Karlsruhe, Experimental Intermedia, NYC, Club Transmediale, Berlin, SuperDeluxe, Tokyo, Ibrasotope, São Paolo oder Findars, Kuala Lumpur; bei Festivals für Post-Avantgarde-Musik wie Donaueschinger Musiktage, Musikprotokoll oder Maerzmusik; ebenso wie im Kontext der Medienkunst, wie bei Ars Electronica, Linz, Glowing Globe, Rijeka oder iMAL, Brüssel.
Ciciliani ist Professor für Komposition Computermusik und Sounddesign am Institut für Elektronische Musik und Akustik (IEM) der Kunstuniversität Graz. Im Bereich der künstlerischen Forschung hat Ciciliani mehrere Arbeiten und Artikel veröffentlicht, hauptsächlich im Bereich der audiovisuellen Komposition, eine Praxis, die er in seinem viel beachteten Vortrag, den er 2016 in Darmstadt hielt, als "Music in the Expanded Field" bezeichnete. Von 2016-21 konzipierte und leitete er das künstlerische Forschungsprojekt GAPPP, in dem er mit einem Team von Künstler*innen/Forscher*innen das künstlerische Potenzial von Elementen aus Computerspielen im Kontext experimenteller audiovisueller Komposition untersuchte.
»WHY FRETS? - Requiem für die E-Gitarre« - eine Performance-Vorlesung
«WHY FRETS? - Tombstone« - eine interaktive Installation
»WHY FRETS? - Downtown 1983« - eine audiovisuelle Aufführung
Komponiert in 2020-22