Riot. Strike. Riot
Übersetzung: Richard Bachmann, Dennis Büscher-Ulbrich, Jan Heintz
Übersetzungslektorat: J. Paul Weiler
Erscheinungsdatum: Januar 2021
Jahrhunderte lang waren die Unruhen auf den Marktplätzen und Straßen der Augenblick, in dem eine Unterdrückung und Verelendung an ihr Limit gekommen war und explodierte. Diese zentrale Form des Protestes wurde zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts durch die Kampfform des Streiks verdrängt. Der Klassenkampf verlagerte sich in die Produktionssphäre, auf das Terrain der Fabrik. Die Fabrik ist aber nicht mehr der bevorzugte Ort, wo das in die Krise geratene Kapital zum erweiterten Kapital werden kann; seine Renditen werden zu klein. Es flüchtet in die Zirkulationssphäre des globalen Kapitalismus, in den Finanz- und Logistiksektor. Abermillionen von Menschen wird immer brutaler die Lebensgrundlage entzogen. Sie werden in den Status der Überschussbevölkerung geworfen. Besonders die von der Lohnarbeit ausgeschlossenen und ums Leben betrogene sind zunehmend gezwungen, ihren Kampf auf die Plätze und die Straßen zurück zu tragen. Dort treffen sie heute auf den Staat als Garant der kapitalistischen Ordnung, der seine Truppen längst ausgerüstet und positioniert hat und die einkommenslose, oft rassifizierte Menschheit als Feind definiert, der niedergehalten werden muss. Die Riots der letzten Jahrzehnte sind Ausdruck der Veränderung des aktuellen und kommenden Klassenkampfes. Joshua Clover erfasst in präziser wissenschaftlicher Analyse diesen Prozess einer historischen Transformation.
Kritikerstimmen:
»Wenn der Kommunismus, wie Marx schrieb, 'die wirkliche Bewegung [ist], welche den jetzigen Zustand aufhebt', dann ist Joshua Clover sein luzidester und kompromisslosester Theoretiker«.
Nikhil Pal Singh, Autor von Race and America's Long War
»Warum finden wir die Polizei an Orten, wo es einst eine Ökonomie gab? Dieses einzigartige Buch ist eine brillante, klarsichtige Analyse der historischen Beziehung zwischen zwei Formen sozialer Kämpfe, die sich auf den Riot konzentriert, eine vorkapitalistische Form, die heute in der transformierten Form des ›Riot Prime‹ als eine der aufschlussreichsten Formen unserer spätkapitalistischen Gegenwart zurückkehrt. Auf dem Weg dorthin gibt uns Joshua Clover dringend benötigte Konzepte an die Hand (›lange Krise‹, ›Produktion der Nichtproduktion‹, ›aerosolisierte Produktion‹), um mit den merkwürdigen neuen Negationen umzugehen, denen wir in diesem Moment der abnehmenden Akkumulation begegnen, in dem das Kapital sein Gravitationszentrum in die Zirkulation verlagert und Nichtarbeitskämpfe als die logische Form eines sozialen Konflikts entstehen, der auf der gemeinsamen Distanz von den Arbeitsmärkten und nicht auf geteilten Arbeitsbedingungen beruht. ›R-S-R‹ ist eine Theorie des Riots, aber als solche vor allem eine Theorie der Periodisierung; eine unverzichtbare Lektüre für alle, die die Widersprüche der Gegenwart studieren«.
Sianne Ngai, Professorin für Kulturtheorie an der Universität Chicago und Autorin von Our Aesthetic Categories: Zany, Cute, Interesting (2012)
»Laut Joshua Clover verdient der Riot eine angemessene Theorie, aber hier - gerissen, eiskalt - liefert er uns mehr als das.«
Fred Moten, Autor von The Feel Trio
»Clovers Geschichte der Gegenwart ist zugleich gelehrt und militant. In unfehlbar eleganter Prosa zeichnet er nicht nur nach, woher die Kämpfe von heute kommen, sondern macht auch Vorschläge, wie sie den Weg in eine neue Zukunft weisen können.“
Michael Hardt, Ko-Autor von Assembly: Die neue demokratische Ordnung
Online-Diskussion vom 11.02.2021 – The Pipeline Riots and the Riot Pipeline: Struggles in a Warming World.
Diskussion zwischen Joshua Clover und Andreas Malm, moderiert von Inés Schwerdtner und Dennis Büscher-Ulbrich zu dem Buch von Clover, »Riot. Streik. Riot« und Malm, »Wie man eine Pipeline in die Luft jagt«, organisiert von Helle Panke, Berlin.